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TU München: Resolution


Die Studierendenvollversammlung der TU München hat am 5.15.95 folgende Resolution verabschiedet:

Die Hochschulen in Deutschland unterliegen den Rahmenbedingungen und Beschränkungen der "Gesellschaft". In dieser Gesellschaft hat folgender Wertewandel stattgefunden: Geld hat seine Bedeutung und seine Funktion als reines Tauschmittel verstärkt verlassen und ist in großem Maße Wert an sich, höchster Wert. Wer etwas haben möchte, muß dafür bezahlen. Unter anderem in der Diskussion um Bildungsabbau, Studiengebühren, Bafög etc. kommt diese Einstellung verstärkt zum Tragen:

Wir sind der Meinung, daß insbesondere in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft andere Werte wichtig sind. Ein freiheitliches System, das sich auf die Eigenverantwortung des Einzelnen abstützen möchte, sollte bestrebt sein, Werte wie Bildung, Selbstbewußtsein, Solidarität, Menschenwürde, Toleranz, Verantwortung und Interesse zu vermitteln bzw. die Möglichkeiten hierfür zu schaffen. Diesen Werten muß ein höherer Stellenwert zugemessen werden als wirtschaftlichem Erfolg, denn sie bilden die Grundlage einer jeden funktionierenden Gesellschaft. Dies bedingt auch die Möglichkeit auf Bildung für alle unabhängig von wirtschaftlicher und sozialer Stellung (sozialer Numerus Clausus).

Gerade die heute Studierenden sitzen morgen vielfach in Entscheidungspositionen und wir wünschen uns, daß sie dann nicht allein nach geldwertem Vorteil entscheiden, sondern auch soziale, ökologische und andere Werte in ihr Handeln einfließen lassen.

Wir fordern vor allem die Entscheidungsträger und Meinungsbildner sowie jeden von uns auf, diese Werte verstärkt zu vertreten, sich für einen weiteren Ausbau einer freien und offenen Bildung einzusetzen und insbesondere Zinsbafög und Studiengebühren abzulehnen.

Wir sind aus oben genannten Gründen der Meinung, daß unsere Gesellschaft dies leisten muß und sicherlich auch kann. Monetäre Kosten sind kein Gegenargument.

Die Studierendenvollversammlung der TU München.


From: Klaus Stein
bay, 15.3.1999, URL www.michael-bayer.de