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Konzeptioneller Zusammenhang der Eckpunkte


In der bildungspolitischen Debatte wird nicht selten verkannt, daß die meisten Aspekte der Hochschulreform mit dem Wettbewerbsgedanken in einem konzeptionellen Zusammenhang stehen: die leistungsbezogene Mittelvergabe, die finanztechnische Voraussetzung dafür in Form der Globalhaushalte, die Evaluation zur Erfassung einer Datengrundlage für leistungsbezogene Mittel, die Stärkung der Hochschulleitungen auf Kosten der gruppengesteuerten Hochschulgremien, die Auswahl der Studierenden durch die Hochschulen und die Studiengebühren. Deutlich wird das mit dem Arbeitsprogramm, das sich das Gütersloher Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) gegeben hat.

Eingerichtet von der Bertelsmann Stiftung und der Stiftung zur Förderung der Hochschulrektorenkonferenz, will das Centrum "in Hochschulen und Gesellschaft Akzeptanz für eine leistungsorientierte und wettbewerbliche Steuerung von Hochschulen [...] erzielen", so die Selbstdarstellung. Und es zeigt noch etwas anderes: Modellversuche, nicht nur des CHE, und Alleingänge einzelner Länder waren seit Anfang der neunziger Jahren die Methode, um die verschiedenen Aspekte der wettbewerbsorientierten, indirekten Steuerung der Hochschulen schon vor der entsprechenden Änderung des Hochschulrahmengesetzes zu forcieren.

Mit Infographiken, abgedruckt im Haus-Mitteilungsblatt "Check-Up", beschreibt das CHE regelmäßig seine Projekte, die gefundenen PartnerInnen sowie die Ziele, die damit verfolgt werden.

[ CHE-Infographik (Ur-Version aus Check-Up Nr. 1/95) in neuen Fenster aufrufen ]

So trat das CHE 1995 an, um die Eigenverantwortlichkeit für wirtschaftlichen Einsatz von Ressourcen zu fördern. Dazu wurden erstens in Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen und mehreren Hochschulen Globalhaushalte initiiert; zweitens entwickelte das CHE mit den Ländern Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein Mittelverteilungsmodelle zwischen Staat und Hochschulen, und drittens stand als Projekt mit den Fachhochschulen Bochum und Dortmund die Entwicklung eines Kostensystems auf dem Programm. Um Wettbewerb durch Leistungsvergleiche zu ermöglichen, begann das CHE mit der Hochschulrektorenkonferenz und dem Nordverbund - einer Evaluationsgemeinschaft der Universitäten Bremen, Hamburg, Oldenburg und Rostock - zusammenzuarbeiten.

In Sachen Führungs- und Organisationsstruktur startete das Centrum Projekte mit der Fachhochschule Hamburg (Strategie- und Entwicklungsplanung) und den Universitäten Nürnberg/ Erlangen, Osnabrück und Kiel (Berichtssysteme), zudem strebte es "leistungsorientierte Steuerungsmechnismen" innerhalb der Hochschulen an. Als Rahmenbedingungen für den Wettbewerb wollte das CHE die Auswahl der Studierenden durch die Hochschulen im Auge behalten, Modelle für leistungsorientierte Entlohnung entwickeln und Studiengebühren als Steuerungsinstrumente des Hochschulsystems forcieren.

Nicht einer der Eckpfeiler fehlt in dem Programm, das den Wettbewerb voranbringen will. Und die Breite des Spektrums der KooperationspartnerInnen zeigt, wie gezielt das CHE sein Ziel verfolgt. Daß die Zusammengehörigkeit der genannten Punkte ein bildungspolitischer Konsens ist, zeigt deren gemeinsame Aufführung im Eckwertepapier.


Lesetips

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Michael Bayer, 27. Mai 2001